Kandy: Die kulturelle Schatzkammer Sri Lankas

Kandy, die historische Stadt im zentralen Hochland von Sri Lanka, ist nicht nur für ihre malerische Lage und den berühmten Goldenen Zahn-Tempel bekannt, sie ist eine Großstadt mitten im Regenwald, die so grün ist, dass man glatt vergessen kann, dass man in einer Stadt ist.
Auch nach Kandy ist es eine lange Fahrt. Die Koffer waren gepackt, es ging um 5 Uhr in Hikkaduwa los, auf nach Kandy. Dieses mal war der Grund für den frühen Aufbruch ein besonderer Termin:
Das Elefantenwaisenhaus in Pinnawala
Etwa 40 Kilometer vor Kandy befindet sich das Elefantenwaisenhaus Pinnawala, das für den Schutz und die Pflege verwaister und verletzter Elefanten bekannt ist. Hier können Besucher die sanften Riesen in natürlicher Umgebung beobachten, während sie gefüttert werden oder im Fluss baden. Gefüttert wird um 9 Uhr, gebadet um 10 Uhr. Die Elefanten haben nichts mit Edelsteinen oder Schmuck zu tun. Es war ein Stopp, der einfach schön war.

Und doch haben wir auch hier etwas über die Einmischung der Europäer in andere Länder erfahren: in Sri Lanka waren Elefanten Arbeitstiere, wie z.B. auch Wasserbüffel. Aber in Europa wurde in den Neunzigern u.a. das Thema Elefanten wichtig. Es gab Fotos von Elefanten in Ketten. Bestimmt gab es auch reale Missstände und Tierleid. Dazu noch Wilderei wegen des Elfenbeins, auch wenn asiatische Elefanten häufig gar keine Stoßzähne haben. Auch ich lasse mich von Fotos von angeketteten Elefanten berühren. Aber das, was durch die Petition erreicht wurde, wollte wahrscheinlich niemand. Die Elefanten durften nicht mehr zur Arbeit eingesetzt werden. Die Sherpas konnten die Tiere nicht mehr ernähren und ein riesiger Teil der Elefanten ist einfach gestorben. Die Bindung zu den Sherpas ist sehr eng, wenn diese Bindung aufgelöst wird, stirbt der verlassene Elefant.
So wurde ein Waisenhaus nötig.
In dem Waisenhaus geht es den Elefanten richtig gut. Sie verdienen durch den Tourismus Geld. In anderen Teilen des Landes leben die Herden wild – und sind ein Problem. So ein Elefant hat eine sehr gute Nase. Und wenn er etwas leckeres zu Fressen riecht, dann geht er auch mal ungerührt durch eine Hauswand und steht dann halt in der Küche. Ernten sind nicht sicher, es gibt Verteilungskämpfe zwischen Mensch und Tier. Also auch bei diesem schönen Stopp haben wir uns über die Position von Europa, über Petitionen und über die Haltung von Menschen mit Moral aber ohne fundierte Sachkenntnis und ohne Weitblick, unterhalten…

Ich hatte noch nie einen Elefantenrüssel gestreichelt. In Pinnawala konnte ich die Elefanten nicht nur füttern sondern auch ihren Rüssel streicheln. Unfassbar.
Dann wurde die Herde eine Straße runter geführt zu einem flachen Fluß. In dem haben die Elefanten ausgiebig gebadet, die Jungtiere haben gerauft und gespielt. Sie haben sich mit Erde bedeckt und sind dann untere eine für sie angeschlossene gigantische Dusche getrottet. Was für eine Harmonie. In Pinnawala gab es vor ein paar Jahren eine Zwilligsgeburt. Das ist extrem selten und ist das letzte Mal irgendwann in den Vierzigern des vorigen Jahrhunderts dokumentiert.




Kandy und der Goldene Zahn-Tempel
Sri Lanka ist seit Jahrhunderten bekannt für seine reichen Edelsteinvorkommen, und Kandy spielt eine zentrale Rolle im Handel und der Verarbeitung dieser wertvollen Steine. Zu diesen Themen hatten wir an den anderen Orten tiefe und besondere Einblicke. In Kandy ist eine weitere Mondsteinmine gefunden worden. Mondsteine, die sich von den blauen Mondsteinen aus Meetiyagoda unterscheiden.
Aber in Kandy steht auch der der Goldene Zahn-Tempel, eines der bedeutendsten buddhistischen Heiligtümer in Sri Lanka. Der Tempel, der im Herzen der Stadt am Ufer des Kandy-Sees liegt, beherbergt eine der heiligsten Reliquien des Buddhismus: einen Eckzahn des Buddha.
Die Geschichte der Reliquie
Der Zahn, der als Zeichen des spirituellen Erbes und der Macht gilt, wurde laut Überlieferung nach dem Tod des Buddha von Indien nach Sri Lanka gebracht. Die Reliquie wurde im Laufe der Jahrhunderte sorgfältig bewahrt und spielte eine zentrale Rolle in der Herrschaft der Könige von Sri Lanka. Wer im Besitz der Reliquie war, war legitimer Herrscher. Seit dem Ende der Monarchie wird der Zahn im Tempel aufbewahrt und bleibt ein wichtiges Ziel für Gläubige – und Touristen.


Die Architektur, Atmosphäre, Rituale und kulturelle Bedeutung
Die Architektur ist beeindruckend und prachtvoll. Die kunstvoll geschnitzten Holzarbeiten, die Wandmalereien und der goldene Dachbereich schaffen eine besondere Atmosphäre. Im Inneren des Tempels wird die Zahn-Reliquie in einer goldenen, glockenförmigen Schatulle aufbewahrt. Wir standen, nach Sicherheits- und Kleidungskontrolle, sehr lange mit unseren Blumen an, bis wir ganz kurz einen Blick auf diese goldene äußere Hülle der Zahn Reliquie werfen konnten. Es ist also ganz klar, der Tempel ist ein aktives Zentrum des buddhistischen Glaubens. Jeden Tag finden hier Zeremonien statt.
Prozessionen
Besonders eindrucksvoll ist die Esala Perahera, eine jährliche Prozession, bei der die Zahn-Reliquie symbolisch durch die Straßen von Kandy getragen wird. Die Zeremonie wird wieder im August stattfinden. Die Breite der Straßen von Kandy ist nach dieser Parade mit ihren kunstvoll geschmückten Elefanten ausgerichtet.
Am Tag unserer Abreise sahen wir ein großes Polizeiaufgebot und Menschenmengen, die in den Straßen campierten: Die neue Regierung hatte versprochen, den Zahn, nur mit seiner letzten Hülle verhüllt, vor dem Tempel auszustellen. Da war was los! Und es war noch ein Tag hin, bis zum großen Ereignis…
Dieser Zahn ist die wichtigste Reliquie und ein ikonisches Wahrzeichen des Landes.

Sigiriya und der Goldene Tempel von Dambulla

Sigiriya, die „Löwenfestung“
Ist ein beeindruckender Felsen mit einer antiken Palastanlage aus dem 5. Jahrhundert, die für ihre kunstvollen Fresken (Wolkenmädchen) und die einzigartige Architektur berühmt ist. Der Felsen ist ein Monolith, der über die übrige Landschaft hinausragt – er hat senkrechte Wände.



Wenn man auf diesen Felsen steigen will, muss man das vor der Mittagshitze machen. Ja, wir sind sehr früh losgefahren, um dann sehr viele, sehr sehr viele Treppen zu steigen. Überwältigend. Einfach unglaublich. Und alles ist gut 1500 Jahre alt.

Der Goldene Tempel von Dambulla
Ein Höhlentempel in dem Buddha-Statuen zum Teil aus dem Felsen gehauen sind, ist ein weiterer heiliger Ort. Wieder ging es viele Stufen hinauf. Aber auch hier kann ich nur sagen: es war faszinierend und beeindruckend.
Beide Orte gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Wir durften aber auch einen Höhlentempel besuchen, der für Touristen nicht zugänglich ist:





Dazu konnten wir ein buddhistisches Frauenkloster besuchen:





Teeplantagen und Reisfelder
Die Teeplantagen rund um Kandy produzieren einige der besten Teesorten der Welt, darunter Golden und Silver Leaf Tea. Und natürlich den berühmten Ceylon-Tee. Die Ernte erfolgt meist von Hand. Die Weiterverarbeitung ist seit dem 18. Jahrhundert industrialisiert. Die Teeplantagen, genau wie die Reisfelder, prägen das Landschaftsbild und das Leben vieler Familien.




Reis ist das Grundnahrungsmittel, und die Arbeit auf den Feldern erfolgt meist manuell. Die Arbeiter stehen im Wasser, pflanzen Setzlinge oder ernten. Diese Arbeit erfordert Geduld und Erfahrung, da der Reisanbau vom Monsun abhängig ist. Traditionelle Bewässerungssysteme halten die Felder fruchtbar.


Der rote Mungo und die Termiten/Ameisen
Der rote Mungo, ein geschickter Jäger, ist in Sri Lanka weit verbreitet und beeindruckt durch seine Schnelligkeit. Einer war nicht schnell genug, den haben wir gesehen. Aber er war zu schnell um fotografiert zu werden 😉




Termiten, obwohl oft als Schädlinge wahrgenommen, spielen eine wichtige Rolle im ökologischen Kreislauf und tragen zur Bodenfruchtbarkeit bei. Termitenbauten gibt es sehr häufig. Termiten selbst habe ich keine gesehen. Aber mit ist eine richtig große Ameise auf die Brille gefallen (woher auch immer) und eine winzig kleine über die Hand gekrabbelt.









Blüten, einfach weil sie so schön sind 😉


