die neun ausgesägten Blütenblätter

Eine kleine Rose

Aus Silberblech arbeite ich ein Modell einer Rosenblüte, das in seiner Materialstärke als Orientierung für goldene Ohrstecker dienen soll. Da diese kleine Blüte nur eine Modellfunktion hat, kann ich mir überlegen, was ich anschließend daraus machen möchte: Einen Anhänger? Einen Ring? Oder eine Brosche? Ich entscheide mich für einen Ring.

Zunächst ein Modell aus Papier

Dazu versuche ich zunächst eine Vorlage aus Papier zu entwerfen. Das Papiermodell besteht aus drei kleinen Blütenblättern für den inneren Teil der Rose (ca. 8mm), drei mittleren (ca. 10mm) und drei größeren (ca. 15mm). Auf dünnem Silberblech zeichne ich dann die einzelnen Blattformen auf und säge sie aus.

Die kleine Rose nimmt Form an

Die einzelnen Blütenblätter biege ich mit einer Halbrundzange ein wenig, so dass sie eine schwungvolle Form erhalten. Dann lege ich ein Blatt nach dem anderen von innen nach außen aneinander und löte es jeweils am vorherigen Blatt an. Vor jedem Lötvorgang bestreiche ich die bisher fertigen Lotstellen mit Flussmittel. Das schützt sie zum Einen davor, unter dem Einfluss von Sauerstoff porös zu werden und zum Anderen bleibt das Lot bei jedem neuen Glühvorgang an seiner Stelle, auch wenn es wieder schmilzt. Da es viele Glühvorgänge gibt, bis die Blüte fertig sein wird, besteht die Gefahr von Blausilber.

Kleiner Exkurs: Blausilber entsteht durch Tiefenoxidation des in der Legierung enthaltenden Kupfers. Bei jedem Glühvorgang nimmt die Silberlegierung Sauerstoff auf, sowohl an der Oberfläche als auch in der Tiefe. Die äußere Schicht ist einfach wegzunehmen, doch die innere Oxidationszone bleibt bestehen und vergrößert sich bei jeder hohen Hitzezufuhr. Häufigkeit und Länge der Glühvorgänge tragen also ihre Last. Es entsteht Blausilber, das heißt, dass die Schicht der Tiefenoxidation beim Bearbeiten der Oberfläche als graublaue Flecken sichtbar werden kann.

Das Zusammenfügen der Blüte beginnt mit den kleinen Blättern im Inneren der Blüte. Nachdem die ersten beiden kleinen Blütenblätter, wie eben beschrieben, aneinander befestigt sind – das zweite wird in seinem ersten Drittel am letzten Drittel des ersten Blattes auf dessen Außenseite angelötet – rolle ich das erste mit einer Rundzange ein. Wenn ein Blatt angelötet ist, verleiht die Halbrundzange ihm den passenden Schwung für die Form der Rose. Das letzte äußere Blütenblatt schließlich löte ich an dem ersten der drei großen ebenfalls an.

Da ein Blütenblatt ausschließlich am anderen befestigt ist – ein Blattreigen könnte man sagen -, möchte ich der gesamten Blüte noch etwas Stabilität geben. Daher verlöte ich auf ihrer Unterseite noch zwei Berührungspunkte von inneren und mittleren sowie mittleren und äußeren Blütenblättern.

Zum Schluss gebe ich mit einer Rundzange einzelnen Blütenblättern nach oben hin noch etwas Schwung nach außen.

die zusammengelötete Blüte vor dem Versäubern
die zusammengelötete Blüte vor dem Versäubern

Der Ringkopf, der kleinen Rose

Den Ringkopf bildet die Blüte, die zwischen der Ringschiene sitzen soll. Dazu wird die Blüte zunächst auf einem gerundeten Blech befestigt. Gerundet deshalb, weil Ringkopf und Schiene zusammen den Innendurchmesser des Ringes ausmachen.

Aus einem Silberblech habe ich dafür das benötigte Stück in der passenden Größe meiner Ringeweite ausgestanzt – im Durchmesser leicht, ca. 1mm, größer als die Unterseite der Rose. Es erhält einen 925er-Stempel und anschließend tiefe ich es in einer Riefen-Anke auf, so dass es zur Form des Fingers sowie der Ringweite passt. Dabei liegt der Stempel auf der Unterseite, so dass er später noch zu sehen ist.

Nun passe ich die Rose an ihrem Blütenblätteransatz mit einer halbrunden Heftfeile der aufgetieften Ronde an. Und als das passend ist, binde ich vor dem Löten die Ronde mit Draht an die Rose.

Um die Ronde an die Blüte zu löten, bestreiche ich die alten Lötungen der Blüte sowie die Kante der Ronde und die Kante des Blütenansatzes mit Flussmittel. Nach Löten, Abschrecken und Abbeizen nehme ich mit der Feile überstehende Blechteile zunächst dort weg, wo sich die Ringschiene anschließen wird.

Die Ringschiene

Für die Ringschiene säge ich einen schmalen Streifen von einem Silberblech ab, in der benötigten Breite mit etwas Aufschlag, damit ich die Schiene später noch versäubern kann. Die Länge des Streifens rechne ich mit Hilfe meiner Ringweite aus.

Ringkopf und Ringschiene

Die Ringschiene ist nun am Ringkopf, der Blüte, angelötet.

Nachdem der Streifen gesägt ist, bearbeite ich die Sägekante noch etwas mit der Feile. Dann kann der Streifen rund gebogen werden. Dabei helfen mir die Halbrundzangen, anschließend der Ringriegel und ein Kunststoffhammer. Die Enden der Schiene passe ich nun mit einer Halbrundfeile der geschwungenen Blütenform an, damit die Schiene gut am Ringkopf ansitzt. Das überprüfe ich zwischendurch immer wieder an der Blüte.

Jetzt können Ringschiene und Ringkopf zusammengelötet werden.

Letzte Handgriffe

Ringkopf und Ringschiene versäubere ich mit Echappementfeilen, Hummeln, Schmiergelpapier und Schmiergelschwämmen sowohl außen als auch innen an den Stellen, an die ich mit dem Werkzeug herankommen kann.

Die Ringschiene wird ein wenig abgerundet, sowohl an den Außen- als auch an den Innenkannten. Dazu muss die Schiene zunächst auf ihrer Außenoberfläche straff gefeilt werden und ihre Ober- und Unterkanten jeweils ganz gerade. Anschließend runde ich die Kanten mit der Feile gleichmäßig ab.

Zum Schluss wird der Ring noch einmal vorsichtig geglüht*, und zusammen mit dem Abbeizen in der Säure entsteht eine Feinsilberoberfläche. Im Schüttelfass erhält der Ring seine Abschlusspolitur.

*“Vorsichtig glühen“ in diesem Fall heißt: nicht zu heiß werden lassen und dabei dem Metall immer Zeit geben, um an den bearbeiteten Stellen dunkel zu werden. Denn die nicht bearbeiteten Stellen haben eine Feinsilberoberfläche und verfärben sich nicht durch Glühen. Mit dem anschließenden Abschrecken lasse ich mir dann ebenfalls Zeit, damit das Metall etwas aushärten kann (Tempern). Denn in dieser Phase bilden sich zum Einen größere Körner in Gefüge des Metalls. Zum Anderen haben die Mischkristalle der Silberlegierung – die nach einem Glühvorgang eher klein und homogen sind – nun die Möglichkeit zu wachsen und heterogener zu werden. So härtet das Material etwas aus.

Der fertige Ring, die kleine Rose.

Weitere Berichte von mir findet ihr auf der Seite Ellen.

Diesen Beitrag teilen 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert