Kleine Diamantenkunde, Teil 2:
Kristallform, Brillantschliff und Varianten des Brillantschliffs und die Sea Shell.
Die champagnerfarbenen Diamanten spielen im dritten Teil die Hauptrolle. Wer den ersten Teil noch nicht kennt, es geht hauptsächlich um die 4Cs.
Der Diamant als Mineral (also der Rohdiamant) ist häufig ein oktaederförmiger Kristall. Der Diamant ist der härteste Stein. Edelsteine werden in ihrer Härte durch die Härteskala nach Mohs definiert. Der Diamant hat den Wert 10. Danach ist Schluss. Womit kann man also einen Diamanten schleifen? Alle anderen Edelsteine kann man mit dem Diamanten schleifen – genau, auch der Diamant kann leidlich mit Diamant geschliffen oder auch gesägt werden. Zuerst wird der Roh-Oktaeder relativ mittig durchgesägt. Die Spaltflächen (die Härte ist in den verschiedenen Kristallrichtungen unterschiedlich) machen es möglich, Diamant mit Diamant zu schleifen. Wenn ich mir das vor Augen führe, dann kann ich kaum glauben, wie lange Diamanten schon bearbeitet werden. Auf https://de.wikipedia.org/ findet sich eine Liste mit grossen und berühmten Diamanten. Es gibt Berühmtheiten, die sind ziemlich alt.
Diese Abbildung zeigt, denke ich, ganz anschaulich, wie sich der, höchstens polierte, aber sonst unbearbeitete, Rohstein (= Spitzstein) langsam zum Altschliff-Diamanten entwickelte.
Die Altschliff-Diamanten. Sie sind nicht so wertvoll, da sie nicht so brillieren wie Brillanten. Es gibt aber nicht nur den materiellen Wert. Ein Schmuckstück mit einem Altschliff-Diamanten, das hat wirklich so ziemlich alles erlebt.
Brillant-Schliff
Der Brillant-Schliff selbst ist definiert. Er besteht aus einem kreisrunden Diamanten mit mindestens 57 Facetten, die in einer genauen Anordnung angestellt sein müssen. Dieser Schliff wurde ab 1910 aus dem Altschliff-Diamanten entwickelt und es gibt tatsächlich leicht unterschiedliche Varianten. Die Variante, die in den Vereinigten Staaten die Grundlage der Diamanten-Graduierung bildet, wurde von Marcel Tolkowsky definiert. Heute ist der Brillant-Schliff der Standard schlechthin.
Mittlerweile wurde aber auch der Brillant-Schliff optimiert. Ein Beispiel ist Gassan 121® von Gassan Diamonds (www.gassandiamonds.com), der 121 Facetten hat und – wie soll ich es besser sagen, noch mehr brilliert. Aus diesen Steinen durfte ich Eves Weapon gestalten.
Oder auch Diamanten im Gabrielle® Cut (hahn-diamanten.de/gabrielle-cut.html). Auch dieser Schliff ist eine Weiterentwicklung des Brillantschliffs. Einen (kleinen!) Diamanten in Gabrielle® Cut hatte ich mir gekauft, den konnte man in BrittasSchmiede anschauen, er ist aber mittlerweile verkauft.
Der Entwickler diese Cuts, also Schliffes, heißt Sir Gabrielle Tolkowsky. Er ist der Grossneffe des oben erwähnten Marcel Tolkowsky. Den „Sir“ hat er sich mit seinen Verdiensten für die Diamant-Industrie erworben. Das ist sehr abstrakt, also konkret: er hat einige der grössten Diamanten geschliffen. Zum Beispiel den „Centenary“, einen Diamanten in hochfeinem Weiß (D) mit 273,85 Karat und 247 Facetten. Der „Golden Jubilee“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Golden_Jubilee) mit 545,67 Carat, hatte er zuvor für De Beers geschliffen. Auf der Liste der grossen und berühmten Diamanten wird der Golden Jubilee als grösster geschliffener Diamant geführt.
Und was hat das ganze mit Sea Shell zu tun?
Der Sea Shell Cut® wurde ebenfalls von Sir Gabrielle Tolkowsky entwickelt. Es handelt sich um einen Fantasy-Schliff, der sich jeweils nach dem Rohstein richtet und der häufig an eine Tropfenform erinnert. Sir Gabrielle Tolkowsky hat diese Steine geschliffen und das Kontingent an Steinen ist… nun… überschaubar. Es wird wohl keine weiteren geben, da der Schleifer seinen wohlverdienten Ruhestand genießt. Das zur Info auf der Sachebene (hahn-diamanten.de/sea-shell-collection).
Der Sea Shell Cut®, wenn ich kurz persönlich werden darf, ist in meinen Augen der Schliff, der den Diamanten Seele gibt. Diamanten sind tolle Steine. Sie sind extrem gut zu verarbeiten, halten alles aus und sind universell verwendbar. Ob sie im Schmuck nun den Mittelstein darstellen, oder als flankierende Steine in zweiter Reihe stehen – sie sind immer „richtig“. Beim Einfassen sind sie nahezu „unkaputtbar“. Alles prima. Es ist mir aber noch nicht passiert, dass ich mich in einen Diamanten verguckt habe. Das passiert mir bei Turmalinen regelmäßig. Wenn sie blau sind, gibt es kein Halten – aber Brillanten… Zwischen diesen Steinen und mir herrscht eine professionelle Distanz.
Und dann gab es diesen Kunden, er bat mich für ihn einen ganz besonderen Fantasy-Schliff Diamanten zu finden. Bei dieser Suche bin ich auf den Sea Shell Cut® gestossen und habe gelernt, dass Diamanten so geschliffen sein können, dass meine Distanz alles, aber nicht professionell ist.
In BrittasSchmiede kann man eine (kleine!) Sea Shell live sehen.
Kaufen kann man sie nicht 😉
Zum ersten Teil der „Kleinen Diamantkunde“ geht es hier.
Zum dritten Teil „champagnerfarbene Diamanten“ geht es hier.