Der Zungenschienenring ist einer der bekanntesten Ringformen, auch wenn die Wenigsten den Namen wirklich kennen. Ringe gibt es in allen möglichen Größen, Farben (Materialien) und Formen. Als Lehrling übe ich vor allem drei Grundformen (Basisringe):
- Zungenschienenring
- Bandring
- Mantelring
Einmal erlernt, kann man die Basisringe praktisch auf alle möglichen Ringformen anwenden, natürlich mit ein paar Abweichungen.
Im heutigen Eintrag beschreibe ich, wie ich einen Zungenschienenring geschmiedet habe.
Als Ausgangsmaterial hatte ich 585 Weißgold Walzprofil.
Walzen
Nachdem ich mir mit dem Edding mittig auf dem Walzprofil eine Markierungen aufgemalt hatte, ging es an die Walze. Normalerweise wird nur in eine Richtung gewalzt und vor jedem Richtungswechsel geglüht. In diesem Fall legte ich das Walzprofil mittig in die Blechwalze und reduzierte den Abstand so weit es ging. Ich walzte jeweils ein Stück in die eine Richtung auslaufend und anschließend über die Mittellinie in die andere Richtung hinaus. Dabei stellte ich gleichmäßig die Walzen immer wieder enger, sodass am Schluss der markierte Mittelpunkt die geringste Profilstärke aufwies. Zwischen den Walzvorgängen glühte ich das Weißgold. Im Anschluss daran drehte ich das Walzprofil um 90 Grad und walzte die beiden Endstücke verlaufend flacher.
Rund richten, löten und feilen
Die Zungenschiene bog ich mit einer Ringbiegezange rund. Danach verlötete ich die Enden grob miteinander und richtete den Ring auf dem Ringriegel rund. Da ich anfänglich Schwierigkeiten hatte, die Enden vernünftig voreinander zu biegen, musste ich mir eine Hilfe suchen. Eine große Riefenanke, ein Lederstück, das die gröbsten Macken abhält, und ein Hammer sind die richtigen Werkzeuge, um die Ringschiene zu schmieden.
Mithilfe einer walzenförmige Punze und mehreren Hammerschlägen konnte ich die Zungenschiene rund richten. Später sägte ich das überschüssige Weißgold der Enden ab und lötete die Enden wieder zusammen. Anschließend feilte ich den Ring in Form.
Schattenfugenfassung
Als besonderes Element sollte auf den fertigen Zugenschienenring ein Edelstein in einer Fassung mit Schattenfuge gefasst werden, den die Kundin mitgebracht hatte.
Um den Stein hervorzuheben und den ideellen Wert des Ringes zu steigern, fertigte ich dazu eine Schattenfugenfassung an. Die Schattenfuge lässt den Stein grösser wirken und steigert so seinen Wert. Für diese Art von Fassung werden zwei Zargen am Ende ineinander gesteckt und verlötet.
Zunächst suchte ich mir ein Weißgoldrohr, dessen Profil zur Größe des mitgebrachten Kundensteins passte und sägte die erste Zarge ab. Die zweite Zarge sägte ich mir aus einem etwas größeren Weißgoldrohr ab. Die Zargenhöhe ergibt sich durch die Steinhöhe plus etwas Material, das beim konisch schmieden benötigt wird.
Die erste Zarge schmiedete ich nun im Fassungsgesenk in eine konische Form. Während der Hammerschläge achtete ich darauf, die Zarge gerade in das Fassungsgesenk zu schlagen. So konnte ich sicherstellen, dass sich die Zarge nicht falsch in die Form presst und asymmetrisch wird. Die zweite Zarge schmiedete ich wie die erste Zarge, nur in einem anderen, größeren Durchmesser des Gesenks.
Mit einer Feile feilte ich mittig umlaufend an der inneren Zarge einen leicht anderen Winkel an, so dass am unteren Ende der Zarge einen Absatz entstand. Zusätzlich sägte ich umlaufend eine Rille ein. Durch den Absatz hat die innere Zarge eine kleinere Auflagefläche in der äußeren Zarge. Außerdem wird so gewährleistet, dass das Lot beim Löten maximal bis zur Rille über dem Absatz fließt.
Löten, der Zungenschienenring bekommt die Schattenfuge
Die ineinander gesteckten Zargen konnte ich nun verlöten. Nachdem ich zuvor ein entsprechend großes Stück aus dem Ring ausgesägt hatte, verband ich die Schattenfugenfassung mit dem Zungenschienenring steckpassend.
Mit Draht fixierte ich dann noch den Aufbau und lötete alles zusammen. Damit die Zungenschiene an den Kontaktstellen mit der Schattenfugenfassung besser passen würde, hatte ich zuvor mit der Rundfeile eine zum Profil der Zungenschiene passende Rille in die Fassung gefeilt. Die verlötete Fassung rundete ich von unten, um die Rundung des Ringes zu komplettieren.
Abschließend bombierte ich die Ringschiene und versäuberte und polierte den Ring, der dann zum Fassen des Kundensteins bereit war.